FOH Mixing für kleine Konzerte

FOH Mixing bei kleinen Konzerten wird häufig über Ipad oder Tablet realisiert. Wir schauen uns die Vor- und Nachteile an.

1. Was bedeutet FOH Mixing?

FOH bedeutet Front Of House und meint damit den für das Publikum zugänglichen Bereich.

In diesem Bereich sitzt normalerweise auch der Tontechniker mit seinem Mischpult. Von dort aus gibt er sein Bestmögliches um den Sound für den Konzertabend optimal einzustellen.

Der Gegenbegriff von FOH ist übrigens BOH und bedeutet Back of House. Für die meisten von uns ist der Ausdruck Backstage-Bereich aber geläufiger.

 

 

FOH Tontechniker bei Konzert

2. Wo befindet sich der FOH Mixer?

Der FOH Mixing Platz befindet sich im besten Fall mittig vor der Bühne. Bei größeren Open Air Veranstaltungen werden Türme mitten im Publikum aufgebaut, in welchen sich Technik und Techniker befinden. Diese Türme werden FOH Tower oder Regietürme genannt.

In geschlossenen Veranstaltungsräumen gibt es natürlich auch einen eigenen Bereich für Mischpult und Tontechniker. Im optimalen Fall sind diese Bereiche ebenso mittig vor der Bühne platziert und nahe dem Sweet-Spot der PA-Anlage zu finden.

Der Platz rund um den Tontechniker und sein Mischpult ist für einige im Publikum sehr begehrt. Dies liegt natürlich nicht am Aussehen oder am Bekanntheitsgrad des Tontechnikers. Der Grund dafür ist einfach. Der Tontechniker stellt den Sound für den Bereich wo er sich befindet am besten ein.

Der Soundeindruck bei Konzerten ist sehr stark von der Postion des Zuhörers abhängig. Je nachdem wo sich der Zuhörer im Publikum befindet, wird er immer einen etwas anderen Soundeindruck wahrnehmen. Genau das ist der schwierige Part des Tontechnikers. Gleichzeitig aber auch der Part, den das Publikum leider nicht immer versteht.
Der Tontechniker kann nie einen Sound einstellen, der überall im Publikum gleich gut klingen wird.

3. Wo sollte der FOH Mixer nicht stehen?

Im schlechtesten Fall sind Tontechniker und Mischpult ganz links, ganz rechts oder ganz hinten zu finden oder sogar ganz hinten in der Ecke.

Von diesen Postionen aus ist es schwierig vernünftig zu arbeiten. In der Nähe von Wänden hat man immer mit Druckstau zu kämpfen, darum hört man an diesen Positionen viel mehr Bässe.

Das Problem kann sein, dass der Tontechniker Bässe zurück nimmt, da er zu viel Bässe hört. Für die in der Mitte stehenden Personen wird der Bass nun zu dünn klingen bzw. weniger Druck haben.

Haustechniker die den Veranstaltungsraum wie ihre eigene Westentasche kennen oder erfahrene Techniker kennen diese Probleme natürlich und prüfen den Sound immer auch an anderen Positionen im Raum.

4. Kein FOH Mixing Platz bei kleinen Gigs

Doch kommen wir wieder zurück zum Thema FOH Mixing für kleine Konzerte. Das Problem bei kleinen Konzerten ist, dass es selten einen vernünftigen FOH Mixing Platz gibt!

Bei vielen kleinen Konzerten verzichtet man mittlerweile darauf ein Mischpult im FOH Bereich zu platzieren. Grund dafür sind digitale Mischpulte, welche per remote gesteuert werden können. Das spart natürlich Platz im FOH Bereich und auch Arbeit, da man keinen abgetrennten Bereich aufbauen muss.
Das Mischpult steht meist neben der Bühne oder ist direkt auf der Bühne geparkt und wird mittels Tablet oder Ipad ferngesteuert.

Als Tontechniker hat man somit keinen direkten Zugriff auf das Mischpult. Die Vor- und Nachteile bei dieser Art des FOH Mixings schauen wir uns in den nächsten Punkten genauer an.

Tontechniker mit Ipad vor Bühne

5. Mischpulte auf der Bühne

Kürzere Signalwege und weniger Kabelsalat auf der Bühne – das sind Vorteile, die Musiker und Tontechniker genießen. Steht das Mischpult direkt neben den Musikern, können sich die Musiker ihren In-Ear-Mix, falls sie welchen haben, selbst anpassen. Ist das Mischpult in ein Rack eingebaut und alles bereits verkabelt, geht der Aufbau natürlich extrem schnell von der Hand.

Manche Tontechniker sind auch darüber erfreut nicht mehr so stark an einen Platz gebunden zu sein. Mit dem Ipad können sie sich mitten im Geschehen aufhalten, den Sound von jeder Position aus ändern und vielleicht auch noch den ein oder anderen Small-Talk mit den Gästen führen.

Mischpult auf Bühne mit Bass Drum

6. Wlan

Eine Funkverbindung bleibt nun mal eine Funkverbindung und kann nie zu 100% gewährleistet werden. Wenn etwas soundmäßig aus dem Ruder läuft und die Verbindung zum Mischpult getrennt wird, dann sind alle Augen auf den Tontechniker gerichtet. Es gibt zwar gewisse Einstellungen die man mit seinem Router vornehmen kann um Ausfälle zu reduzieren, aber eine Garantie wird es nie geben.

Von daher ist es ratsam sich eine Backuplösung zu überlegen. Eine Backuplösung wäre z.B. ein Netzwerkkabel zum Mischpult mit einem angehängten Laptop oder einem angehängten Tablet.

Ein paar Tipps zum Thema Wlan findest du in unseren kostenlosen 10 Tontechnik Tipps für Live Gigs.

Wlan Router auf Traverse hängend

7. Sounds ohne Mischpult abhören

Wie sieht es nun aus, wenn man einzelne Sounds genauer bewerten möchte?

Grundsätzlich schlecht. An ein Tablet kann man keine Kopfhörer anhängen um die einzelnen Kanäle abzuhören. Ein Tablet ist nur eine Fernbedienung für das Mischpult und über Funk werden nur Steuersignale und keine Audiodaten geschickt. Diese Funktion wäre natürlich prima – gibt es aber leider nicht.

Um diesen Nachteil zu umgehen, kann der Tontechniker mit IEM (In-Ear-Monitoring) arbeiten. Mit einem Funk-System und umgeschnallten Empfänger kann man überall im Raum Signale abhören und anpassen. Ein IEM-System ist natürlich mit Kosten verbunden und verschlingt mit der Zeit viele Batterien. Durch den Funkbetrieb ist man ebenso vor Ausfällen nicht gewappnet. Sind viele Funksysteme auf der Bühne bzw der gesamten Location in Betrieb kann es zu Störungen kommen. Erfahrung im Umgang mit Funk-Systemen sollte man dann auf jeden Fall mitbringen.

In Ear Monitoring Empfänger LD Systems

8. Kommunikation mit Musiker ohne Mischpultzugriff

Auch hier werden Tontechniker nicht glücklich. Mit den Musikern über die Bühnenmonitore oder über IEM zu sprechen ist nicht mehr so leicht möglich. Wo sollte man ein Mikrofon dafür anstecken? Mit einem Funkmikrofon könnte man wieder Abhilfe schaffen. Aber zu viel Funk führt auch nicht zum Ziel. Die Lösung wäre hier z.B. eine klare Zeichensprache zwischen Musikern und Tontechniker einzuführen. Es schadet auch nicht, wenn der Tontechniker zur Band nach vor geht und bei den Musiker unauffällig checkt ob mit dem Monitorsound alles in Ordnung ist. Bei vollem Veranstaltungssaal ist es aber schwierig sich durch die tobende Menge zu kämpfen.

9. Pausenmusik und Intros

Ein Tontechniker wird gerne dazu verdonnert Intros und Pausenmusik abzuspielen. Ohne direkten Zugriff auf das Mischpult erweist sich dies als schwierig. Bei manchen Mischpulten kann man einen USB Stick mit Musik anhängen und der Audio-Player lässt sich fernsteuern. Hat man aber ein Handy oder einen Laptop am Mischpult hängen, kann man die Quelle nicht direkt starten oder stoppen. Darüber sollte man sich im Klaren sein.

10. Fazit

Bei vielen kleinen FOH Mixing Jobs muss der Tontechniker ohne direkten Zugriff auf ein Mischpult leben. Sein Hauptwerkzeug ist dann das Ipad oder ein Tablet. Die Vor- und Nachteile dieser Art des Mischens halten sich die Waage. Die größte Unsicherheit ist die Funkverbindung zum Mischpult. Eine Backuplösung sollte immer parat stehen. Grundsätzlich spricht aber nichts gegen das FOH Mixing mit einem Tablet oder Ipad. Hat man den Umgang mit einem Ipad erlernt, kann man relativ schnell damit arbeiten. Einige Einstellungen wie z.B. die Bedienung eines EQs sind intuitiver in der Handhabung als am Mischpult selbst.

Manche Tontechniker haben auch sichtlich Spaß daran sich mitten im Geschehen zu befinden. Der Idealfall bleibt aber immer noch die Kombination aus beiden Möglichkeiten – ein Mischpult im FOH Bereich für schnellen Zugriff auf wichtige Bedienelemente UND ein Ipad oder Tablet um überall im Raum den Sound anpassen zu können.

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